Gemütlich schien das Spiel zwischen Schalke 04 und Hannover 96 auszuklingen.
Die Königsblauen führten durch ein Tor von Christopher Antwi-Adjei mit 1:0, die Fans bereiteten sich gegen einen schwachen Gegner auf die dritte Siegesfeier in Folge vor. Doch mit einem nicht mehr für möglich gehaltenen Last-Minute-Doppelschlag durch Jannik Rochelt (87.) und Havard Nielsen (88.) drehte Hannover noch das Spiel und entführte beim 2:1 (0:1)-Auswärtssieg drei Punkte aus Gelsenkirchen.
Für Hannovers Trainer André Breitenreiter war es die perfekte Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Eigentlich, hatte Breitenreiter vor dem Spiel gemutmaßt, hätte Schalkes Trainer Kees van Wonderen nach zwei Siegen in Folge keinen Grund gehabt, die Startelf zu ändern. Van Wonderen aber tauschte drei der vier Positionen in der Abwehrkette aus. Auch er hatte bemerkt, dass sein Team in Berlin zwar 2:1 gewonnen hatte, sich das Spiel aber eher nach einem 3:6 anfühlte, weil Schalkes Deckung so oft gepatzt hatte. Adrian Gantenbein, Ron Schallenberg und Derry Murkin rückten für Taylan Bulut (krank), Tomas Kalas und Anton Donkor (beide Ersatzbank) ins Team.
Für die Schalker, in der Tabelle jenseits der Auf- und Abstiegsplätze platziert, ging es um nicht viel mehr als Punktprämien und eine angemessene Leistung vor einmal mehr 62.077 Zuschauern. Hannover aber hat noch den Aufstieg im Blick, es gebe eine „echt gute Chance“, sagte Breitenreiter vor dem Spiel. Doch 25 Minuten lang war von beiden Teams nichts zu sehen. Das Spiel glich zunächst einem Nichtangriffs- und Fehlpasspakt.
Hannover 96: Zieler - Knight, Neumann, Ezeh (82. Gindorf) - Dehm, Kunze, Lee (57. Rochelt), Leopold - Ngankam (71. Tresoldi), Momuluh (57. Matondo) - Voglsammer (71. Nielsen). Trainer: Breitenreiter
Schiedsrichter: Richard Hempel
Gelbe Karten: Kaminski, Gantenbein - Matondo, Momuluh, Kunze
Tore: 1:0 Antwi-Adjej (27.), 1:1 Rochelt (87.), 1:2 Nielsen (88.)
Erst in der 27. Minute gab es die erste dicke Chance des Spiels, und direkt fiel das 1:0 für S04. Kenan Karaman spielte einen cleveren Pass auf die rechte Seite. Von dort schoss Mehmet Can Aydin den Ball scharf in den Strafraum. Dort stand Christopher Antwi-Adjei und schoss das Führungstor. Angedeutet hatte sich das nicht.
Für die Gäste war dies ein Weckruf. In diesem Kalenderjahr hatte Hannover zuvor kein Spiel verloren, von acht Partien aber sechs mit einem Unentschieden beendet. „Unschlagbar zu sein ist auch eine Qualität“, sagte Breitenreiter dazu. Die Schalker spielten nun lässig, sogar unkonzentriert. Dem spielerisch besten, Paul Seguin, unterliefen innerhalb kurzer Zeit einige Fehlpässe. Hannover konnte den sich bietenden Platz aber nicht nutzen. Die beste Chance vergab Enzo Leopold in der 32. Minute kläglich. Im Umschaltspiel spielte er nicht die deutlich besser postierten Mitspieler an, die frei vor Karius gestanden hätten, sondern schloss selbst ab - und schoss drüber. Es blieb beim 1:0 zur Pause in einem Spiel, auf das bis dahin eine Floskel perfekt zutraf: schwere Kost.
Immerhin kamen die Schalker munterer aus der Kabine. Fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff bot sich dem bis dahin unauffälligen Kapitän Kenan Karaman die große Chance auf 2:0. Nach einer Aydin-Balleroberung kam er zentral zum Schuss, eigentlich seine Stärke, doch 96-Torwart Ron-Robert Zieler konnte den wenig platzierten Ball zur Ecke lenken. In der 71. Minute hätte der eingewechselte Tobias Mohr für die Entscheidung sorgen können, doch aus kurzer Distanz schoss er den Ball weit über das Tor.
Von Hannover kam weiter sehr wenig, die Leistung der Spieler passte zur chaotischen Situation des Vereins. Weil aktuell kein Geschäftsführer bestellt ist, kann der Klub den Lizenzantrag nicht einreichen. Nur noch bis Montag haben die auf einigen Ebenen zerstrittenen Ebenen des Klubs Zeit, das zu ändern. Die Mannschaft trug zu einer Besserung der Stimmung nur wenig bei, abgesehen von einem Fernschuss von Jessic Ngankam, den Schalkes Torwart Loris Karius mit einer Glanzparade zur Ecke lenkte (67.).
Das Spiel plätscherte gemütlich dem Ende entgegen. Doch dann fälschte Schalkes Abwehrspieler Tomas Kalas einen Schuss von Lars Gindorf an die Querlatte ab, den Abstauber verwandelte Rochelt zum Ausgleichstor. Noch schlimmer für Schalke: Nach einem Eckball von Leopold flog Torwart Karius am Ball vorbei und Havard Nielsen köpfte das 2:1 für Hannover. Die Schalke-Fans, vorher so siegessicher, gingen bedröppelt nach Hause. Und Breitenreiters 96er blieben 2025 unbesiegt. Und träumen weiter vom Aufstieg.